Natürlich ist es mal wieder eine Szene, in der die alte Frau Greismann mitspielt. Mit ihr ist einfach so viel Potential für Komik gegeben, sodass sie immer eine meiner Lieblingsfiguren bleiben wird. Hier nun die Szene für euch, die recht selbsterklärend ist und daher keine Einführung benötigt. Viel Spaß beim Lesen ...
...wünschen auch Frau Greismann und Klausmüller! |
Frau Greismann setzt sich durch
Frau
Greismann öffnete die Tür. Ihre Augen huschten von unten nach oben an Klara und
Klausmüller entlang, dann schob sie die beiden zur Seite und blickte von links
nach rechts.
„Wo habt ihr sie gelassen?“, fragte sie.
„Wen?“, fragte Klausmüller.
„Na, wen wohl? Waltraud natürlich!“ Frau
Greismann blickte ein letztes Mal suchend um die Ecke. Schließlich stemmte sie
die Hände in die Hüften und blickte Klara schräg von der Seite her an. Ziemlich
schräg, denn ihr Rücken besaß eine erstaunliche altersbedingte Rechtsneigung.
„Wow.“
Der Esel nickte anerkennend. „Sie wissen Waltrauds Namen.“
„Na, den kann ich mir doch merken. Ist wie
der von meiner Freundin.“
„Gott hab sie selig“, sagte Klausmüller.
„Ja.“ Frau Greismann schob ihren krummen
Oberkörper noch einmal etwas vor. „Und wo habt ihr den langen Dünnen?“
„Sie meinen Joey?“ Klausmüller runzelte
die Stirn.
„Ja, unser Freund mit den schönen grünen
Augen.“ Frau Greismann schaute zu Klara.
Klara schwieg. Sie spürte den Stich in
ihrem Herzen. War das, weil sie sauer auf Joey war oder weil sie mit einem Mal
feststellte, dass nicht nur sie Joeys Augen so wunderschön fand? Irgendwie
hatte sie angenommen, nur sie selbst würde die Einzigartigkeit dieser Augen erfassen.
Und jetzt fand sie es doof, dass auch Elfriede Greismann das bemerkt hatte.
Dabei war Frau Greismann doch fast blind. Zumindest las sie immer mit der Lupe die
Zeitung. Klara atmete tief durch und hielt sich irgendwie selbst gerade für
ziemlich bescheuert. Warum sollte Frau Greismann Joeys Augen nicht hübsch
finden? Klara horchte in sich hinein. Sie konnte es nicht ändern: Sie war
bockig. Und sie wollte es auch sein!
Klausmüller unterdessen war über das Wort
‚Freund‘ in Frau Greismanns Satz gestolpert und klärte Frau Greismann nun auf, dass
es sich zurzeit ziemlich ausgefreundet hätte.
Darüber war Frau Greismann sehr erstaunt
und sie warf einen besorgten Blick auf Klara. Ihre Hand strich über Klaras
Oberarm. Sie führte das Mädchen ins Wohnzimmer und erkundigte sich, was denn
geschehen sei.
Klausmüller wehrte unterdessen die
stürmische Begrüßung von Tessa ab. Schnell sprang er auf die Rückenlehne des
Sessels und boxte immer wieder in die dahinter emporschnellende Hundenase.
Schließlich erzählten Klara und Klausmüller
von der entführten Waltraud und von Joey, der sich so komisch benahm und sich
heute Abend alleine mit den Entführern treffen wollte.
Frau
Greismann eierte sofort in den Flur und griff zum Telefonhörer.
„Was haben Sie denn vor?“ Klara linste in
den Flur.
„Na, ich rufe die Polizei. Diesen Neuhaus
und den Dickmann.“
„Dickmann ist gut“, lachte Klausmüller und
klopfte sich auf den Schenkel. „Das sind doch diese Schokodinger. Da nehme ich
glatt auch einen von.“ Den nächsten Hieb seines Vorderhufes setzte er wieder an
Tessas Schnauze.
„Bitte?“, fragte Frau Greismann, die nicht
so ganz folgen konnte. „Ich meine diesen einen Polizisten, der so heißt, wie er
aussieht. Oder hieß der Fettmann?“
„Fettmann! Fatman! Batman!“ Klausmüller
kugelte sich vor Lachen über die Sessellehne und plumpste auf den Sitz. „Und Ihr
Name sagt auch wohl ziemlich viel über Sie aus.“ Er lachte, lag auf dem Rücken
und kickte mal mit rechts und mal mit links nach oben gegen Tessas Schnauze,
die immer wieder über ihm auftauchte. Dieser Hund bekam aber auch nie genug.
„Klausmüller!“ Das war Klara, und ihren
miesepetrigen Blick ignorierte er jetzt einfach mal.
„Frau Greismann“, wandte sich Klara jetzt
an die alte Frau. „Wir dürfen den Polizisten nicht Bescheid sagen.“
„Wer sagt das?“ Frau Greismann ließ den
Hörer sinken.
„Joey.“ Klara senkte den Kopf. „Wir gefährden
sonst Waltraud.“
„Willst du denn deinen Freund alleine
einer solchen Gefahr aussetzen?“
„Ist nicht unser Freund“, wandte
Klausmüller ein.
„Nein“, gestand Klara. „Also nein, möchte
ich nicht.“ Sie warf Klausmüller abermals diesen unfreundlichen Blick zu, den
dieser wieder ausblendete.
„Und mir hat niemand verboten, ein schönes
Pläuschchen mit zwei netten Polizisten zu halten.“ Frau Greismann griff erneut zum
Apparat. Sie begann auf den Knöpfen herumzudrücken. Klara überlegte gerade, ob
Frau Greismann die Telefonnummer des Anschlusses von Neumanns und Wamsmanns
Büro auswendig wusste oder ob sie jetzt direkt den Notruf über 110 anwählte,
als die alte Frau aufschaute und meinte, dass sie eine ganz merkwürdige Frau am
anderen Ende der Leitung habe. Die weigere sich, Wamsmann oder Neumann ans
Telefon zu holen und argumentiere damit, dass es die nicht gäbe.
„Hat man so etwas schon mal gehört?“ Frau
Greismann schüttelte den Kopf und dann erzählte sie der Frau erst einmal, dass
sie im letzten Frühjahr noch eine prima Verfolgungsjagd zusammen mit den beiden
netten Herren absolviert habe und daher ganz genau wisse, dass diese existierten.
Schließlich übernahm Klara den Hörer und
entschuldigte sich bei der Frau für die Störung. Sie müssten sich wohl verwählt
haben.
Klara legte auf und griff in eine kleine
Box, die auf dem Schränkchen stand. Sie begann, Oma Greismann die Telefonnummer
von der Visitenkarte vorzulesen.
Frau Greismann senkte nach und nach ihren
Zeigefinger auf die Knöpfe des Telefons. Anschließend hielt sie sich den Hörer
ans Ohr und rief irgendwann: „Wer ist da?“
Klara und Klausmüller schauten sich an und
waren sicher, dass Frau Greismann ein paar Zahlendreher in die Nummer gebracht
hatte, bis Oma Greismann rief: „Dickmännchen! Ach Sie sind’s.“
Klara zeigte Klausmüller den hochgereckten
Daumen und Klausmüller nickte mangels Daumen lediglich, machte aber eine sehr
zufriedene Miene und gab Tessa noch einen letzten Hieb, bevor diese ihre nasse
Zunge durch Klausmüllers Fell fahren ließ.
„Ja“, fuhr Frau Greismann fort. „Nun
nehmen Se mal das Brötchen aus’m Mund. Ich versteh Sie ja kaum.“ Frau Greismann
schaute zu Klausmüller und Klara und schüttelte den Kopf.
„Was? Wer ich bin?“
Klara und Klausmüller grinsten sich an,
während sie weiter Frau Greismanns Telefongespräch lauschten, die dem armen
Wamsmann jetzt erläuterte, dass sie, gesetzt den Fall, dass er sie nicht
erkennen würde, gleich mal mit ihrem Stock durch das Telefon zu ihm herüberkäme
und ihm auf die Sprünge helfe. Und als Frau Greismanns Identität nun doch ganz
schnell geklärt war, erläuterte die alte Frau das Problem mit Waltraud. Wamsmann
war zunächst ganz Ohr, doch als er auf mehrmalige, ausdrückliche Nachfrage
erfahren musste, dass es sich bei Waltraud um einen Hund handelte, schrumpfte
das Interesse auf Stecknadelkopfgröße und ließ sich auch nicht wieder aufpusten ...
Soweit der kleine Ausschnitt aus "Klausmüller 3". Wer mehr über die Geschichte mit dem verschwundenen Welpen erfahren möchte: Es gibt sie bei Amazon als eBook und als Taschenbuch.
Dort gibt es jetzt für die Adventszeit auch die Kurzgeschichte rund um das Krippenspiel mit dem besonderen Esel gratis als eBook. Also, schlagt zu bzw. loaded down und genießt.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne, entspannte Adventszeit.
Liebe Grüße
Pebby Art