Jamie Craft ist mein Pseudonym für den Erwachsenenbereich.
Bisher habe ich dort im Genre "Historical Mystery" einen Roman verfasst. Gearbeitet wird gerade an einem Nebenband zu diesem ersten Roman.
Der Roman heißt "Die Prophezeiung - Das Inferno von Little Germany, New York" und ist bisher als eBook auf Amazon erschienen. An der Taschenbuchausgabe arbeite ich gerade. Sie wird in Kürze erscheinen.
über KindleUnlimited kostenlos lesen
Taschenbuch: 12,95 €, 456 Seiten
bisher: 17 Rezensionen (Durchschntt: 4,9 Sterne)
Taschenbuch: 12,95 €, 456 Seiten
bisher: 17 Rezensionen (Durchschntt: 4,9 Sterne)
Worum es geht:
Am 15 Juni 1904 freut sich die deutsche Kirchengemeinde aus
Little Germany in New York auf einen Schiffsausflug nach Long Island. Etwa eine
halbe Stunde nach Ablegen bricht auf dem Raddampfer ‚General Slocum‘ ein Feuer
aus. 1021 Menschen lassen ihr Leben in den Flammen oder in den Fluten des East
Rivers.
Vierzehn Tage vor dem Ausflug trifft die vierzehnjährige
Greta auf eine merkwürdig gekleidete, junge Frau namens Lillie, die behauptet,
sie käme aus der Zukunft und wolle die Katastrophe verhindern. Kann Greta ihr
glauben oder ist Lillie eine Verrückte? Warum behauptet sie, in Gretas Tagebuch
gelesen zu haben, wenn Greta noch nicht mal eines besitzt? Und welche Rolle
spielt Gretas Bruder, der sich als berühmter Feuerwehrmann einen Namen machen
möchte?
Dieser Zeitreisethriller basiert auf wahren Grundlagen, denn leider hat es die Schiffskatastrophe wirklich gegeben. Im Gedenken an die Opfer habe ich versucht, ein möglichst authentisches Werk zu entwickeln, das die Leser in die damalige Zeit mitnehmen und ihnen ein wenig das damalige Lebensgefühl zeigen soll.
Ich hoffe, dass mir das an der einen oder anderen Stelle gelungen ist und wünsche allen meinen Lesern eine schöne Lesezeit.
Liebe Grüße
Jamie Craft
Leseprobe zu "Die Prophezeiung - Das Inferno von Little Germany, New York":
Kapitel 1
Der erste Juni des
Jahres 1904 war der Tag, an dem Greta Frese sich vornahm, ihrer Freundin Helen
die Wahrheit mitzuteilen, die Wahrheit über ihre Teilnahme am Ausflug der St.-Marks
Kirchengemeinde am 15. Juni des gleichen Jahres.
Lange
Zeit hatte Greta fest daran geglaubt, dass sie diesmal mitkommen würde. Und
noch gestern hatte sie auf ihrem Weg zur Schule ein Gebet zum Himmel geschickt,
dass der Herr ihr doch bitte eine Ausflugskarte zukommen lassen sollte. Eine
finanzielle Unterstützung hätte es auch getan oder wenigstens ein Zeichen, das
ihr Hoffnung gegeben hätte.
Den
Kopf gen Himmel gehoben, die Hände fest gefaltet, war sie mit ihrem Kinn voran
hart gegen einen Laternenpfahl gestoßen. Greta rieb sich die schmerzende Stelle
und schluckte. Dann bedankte sie sich und stellte sich darauf ein, dass ihr
Traum vom Ausflug mit dem majestätischen, riesigen Raddampfer General Slocum für dieses Jahr
ausgeträumt war. Mal wieder.
Es
war nicht ihr einziger Versuch gewesen, sich himmlischen Beistand zu erbitten.
Ihre Familie war arm. Mutter Annie wusch und bügelte von früh bis spät die
Kleidung anderer Leute, flickte Hosen, Röcke, Hemden, Jacken, holte sie ab,
brachte sie zurück und war den Rest des Tages auf der Suche nach weiterer
Kundschaft. Vater Alfred arbeitete in der Triangle Sweatshirt Factory in
Greenwich. Er verteilte seinen Lohn so gerecht wie möglich auf die diversen
deutschen Brauereistuben in Little Germany.
Und
Greta betete. Sie betete für mehr Wohlstand und für eine Ausflugskarte.
Zusammen mit ihrer Familie machte sie sich jeden Sonntag auf den Weg zur Messe
von St. Marks. Sie waren ein Teil von ihr, von dieser Kirchengemeinde, der mit
Pastor Haas ein treuer und aufopferungswilliger Schäfer vorstand und der Greta
mit den Worten tröstete, dass Gottes Wege zwar manchmal für die Menschen nicht
sofort nachvollziehbar seien, dass er aber stets das Wohl auch von Greta im
Auge habe. Greta hoffte sehr, dass Gott wusste, was sie am meisten zu ihrem
Wohlsein benötigte. Ihre Mutter schien es nicht zu wissen. Sonst hätte sie doch
irgendwie das Geld zusammengekratzt für diese eine Karte, die der Familie noch
fehlte.
War
Greta die Erfüllung eines Wunsches besonders wichtig, so kniete sie sich in der
Wohnstube auf den Dielenboden unter den hölzernen Corpus Christi, der mit
leidend gesenktem Kopf auf sie herabstarrte.
Die
Dringlichkeit der Ausflugskarte hatte sie schon mehrfach auf diese Weise zum
Ausdruck gebracht.
Beeindruckt
hatte das jedoch weniger den Herrn am Kreuz als vielmehr ihren fünfjährigen
Bruder Franz, der sich dazu animiert sah, Greta als Reittier zu deklarieren.
Das führte zu erhöhten Adrenalinschüben nicht nur bei Greta, die versuchte
ihren kleinen Reiter wieder loszuwerden, und bei Franz, der sich als
heldenhafter Cowboy abmühte, jedes Aufbäumen seines Reittieres durch besonderes
Festklammern auszugleichen, sondern auch bei Mutter Annie, die die Gefahr
erkannte, in der sich die in der Seifenlauge einweichende Wäsche befand. Annie
hatte die Weiterentwicklung der Situation treffend eingeschätzt. Der Cowboy
rutschte ab und gesellte sich zur Schmutzwäsche, derweil ein Teil der Lauge
sich in die Wohnstube ergoss. Annie griff wie immer, wenn ihr die Taten ihrer
Söhne über den Kopf wuchsen, zum großen Holzlöffel, der neben der Fleischgabel
und dem Wender über dem Herd an der verrußten Wand hing, und jagte ihre Kinder
durch die Stube, bis diese den Ausgang zum Treppenflur und in den Hinterhof
fanden.
Ein
anderes Mal stolperte Gretas zweiter Bruder Heinz über die auf dem Fußboden
Betende und schlug mit dem Kinn so hart gegen die Kante des Küchentisches, dass
sich nicht nur Blut und Tränen auf dem Holzboden miteinander vermischten,
sondern – mit metronomischem „Klock-Klock“ – noch eine Reihe Milchzähne hinzukam.
Franz sammelte sie ein, wusch sie und verkaufte sie auf der Straße als
Glücksbringersteine. Heinz hatte seitdem Schwierigkeiten beim Essen von Äpfeln
und stieg auf Bananen um, wenn es denn überhaupt mal so etwas Kostbares gab.
Heinz
war der Zwillingsbruder von Franz und abgesehen davon, dass der eine ziemlich
genauso aussah wie der andere – mit Ausnahme der derzeit fehlenden Zahnreihe –,
glich ihr Verhalten dem von entgegengesetzten Polen eines Magneten. Ihre
Interessen waren gänzlich unterschiedlich. Wenn jedoch Franz etwas ausheckte –
und er heckte andauernd etwas aus – dann zog es Heinz magisch an. Er lief in
die Falle, auch wenn sie gar nicht ihm gestellt war.
Erst
kürzlich hatte Franz seinen Grießbrei in der Schlägermütze seines großen
Bruders Bert verteilt. Bert war in den Augen der Fünfjährigen nicht nur groß,
er war ihr Held. Er rettete Menschen, die sonst dem sicheren Feuertod geweiht
wären. Dass ihm dies bisher lediglich bei einem Kanarienvogel geglückt war, war
dem Umstand geschuldet, dass Bert noch nicht sehr lange für das Fire Department
in New York arbeitete. Doch sein Streben, ein Retter der vom Feuer Bedrohten zu
werden, war sehr ernst und seine Brüder waren überzeugt, dass sie eines Tages
eine Feuerwehrmann-Spielzeugfigur in Händen halten würden, die nicht nur Berts
Namen trug, denn natürlich hatten sie ihre Figuren bereits jetzt ‚Bertie‘
getauft, sondern dass diese dann eindeutig auch die Gesichtszüge von Bert
tragen würde. Einfach, weil er ein Held werden würde.
Bert
liebte seine Brüder für diese Zuversicht. Denn was sie ihm in ihrer kindlichen
Euphorie andichteten, war in der Tiefe von Berts Seele sein einziges Ansinnen:
der Held von New York zu werden.
Dass
der Kanarienvogel, nachdem Bert ihn dem Feuertod entrissen hatte, draußen
seinen letzten Atemzug tat und dann von der Stange kippte, sah er ebenso wenig
als Niederlage an wie das Gelächter seiner Kollegen, die gleich gesagt hatten,
dass im obersten Stockwerk niemand wäre, der der Rettung bedurfte. Bert hatte
dennoch die Sprossen erklommen und am Ende der Leiter zum Fenstersims gegriffen
und sich dann den letzten Meter hochgezogen. Kurz darauf war er durch das
Fenster im Inneren der qualmenden Etage verschwunden.
Der
schließlich nach draußen beförderte Vogel war erst der Anfang von Berts
Karriere. Bert wusste das und ballte die Faust in der Jackentasche. Als er die
Muskeln in seinem Oberarm spürte, breitete sich die Zuversicht aus, besser zu
sein als alle anderen. Er schaute gen Himmel und behielt dabei die obersten Stockwerke
des vor ein paar Jahren errichteten Condict-Buildings im Blick. Es war eins der
ersten Hochhäuser, dessen Mauern ein Skelett aus Stahl ummantelten. Diese
Bauweise ermöglichte es, die Häuser immer weiter in den Himmel wachsen zu
lassen. Zwar war das Condict nicht der höchste Skyscraper, wie man diese
Gebäude getauft hatte, doch liebte Bert die Ornamente dieses Hochhauses. Es
verlieh ihm trotz seiner Höhe von 49 Metern eine Leichtigkeit, die Bert seinen
eigenen Anspruch vergegenwärtigte, das Bestreben, seinen Körper so zu
trainieren, dass er mühelos auch steile Wände erklimmen konnte.
Franz
hingegen verfolgte mit seinen fünf Jahren keine solch großen Ziele. Ihm lag der
Spaß im Hier und Jetzt näher, und so saß er am Tisch, behielt die mit Grießbrei
befüllte Schlägermütze am Haken neben der Eingangstür im Auge und wartete
darauf, dass Bert zu seinem allabendlichen Treffen mit seinen Freunden und
Kollegen im Tompkins Square Park aufbrechen würde.
Franz’
Augen verfolgten jede Bewegung, als Bert sich vom Tisch erhob. Er sah, wie er
seinen Stuhl wieder an den Tisch heranschob, sich auf die Kleiderhaken
zubewegte, wie er nach seiner Jacke griff.
Als
Berts Hand sich der Schlägermütze näherte, stellte Franz fest, dass Heinz in
die Szenerie hineinplatzte. Franz begann zu schwitzen. Heinz trug einen
Emailletopf mit Milch. Kurz vor Erreichen des Tisches stolperte er, fiel hin
und mit einem Scheppern schlug der Topf auf dem Boden auf.
Annie
schlug die Hände über dem Kopf zusammen und eilte mit einem alten Lappen
herbei, der einst Alfreds Unterhemd war, während Bert sich bückte und Heinz auf
die Beine half. Annies Flüche füllten die kleine Wohnung,
Heinz heulte und
Franz befand, dass diese Entwicklung der Dinge zwar unerwartet, aber nicht
uninteressant war. Und als Bert zum Trost für die erlebte Schmach Heinz die
Schlägermütze auf den Kopf setzte, war Franz trotz des Holzlöffels, der kurz
darauf auf ihn herabsauste, sehr zufrieden mit dem Ergebnis seines Werkes.
Greta
saß am Tisch und betete, dass Mutter Franz nicht totschlagen möge. Dieses Gebet
wurde stets erhört. Bis jetzt zumindest.
Doch
die Sache mit dem Ausflug, die ließ gebetstechnisch sehr zu wünschen übrig. Und
darum griff Greta mittlerweile zu praktischeren Tricks. Als sie vor Kurzem einen
Dime auf dem Fußboden unter der Jacke ihres Vaters fand, hatte sie ihn
aufgehoben und kurzerhand in Mutters Geldbörse befördert, denn das war der Ort,
an dem aufgrund des vorhandenen Geldbetrags entschieden wurde, ob sich eine
Ausflugskarte für Greta verwirklichen würde oder nicht.
Da
nach dieser Aktion niemand irgendwelche geldlichen Verluste meldete, war Greta
dazu übergegangen, diese Prozedur ab und zu zu wiederholen. Mangels am Boden
liegender Geldstücke holte sie diese direkt aus der Jackentasche ihres Vaters.
Greta liebte Rituale. Sie hatten so etwas Vertrautes.
Andererseits stand sie nun in Konflikt
mit ihrem Gewissen. Und da sie trotz Betens und Bereitstellung von kleineren
Geldbeträgen aus der Jackentasche ihres Vaters immer noch keine Karte erhalten
hatte, haderte sie mittlerweile mit sich selbst und fragte sich, ob sie wohl
die richtigen Wege eingeschlagen hatte oder ob es nicht an der Zeit war,
einiges wieder auszubessern. Ein Blick in Mutters Geldbörse zeigte ihr, dass
die Geldtransaktionen wohl nicht mehr rückgängig zu machen waren.
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