Dieser Blog beginnt mit einer
kleinen Geschichte. Es ist die Geschichte eines vierjährigen Mädchens, das sich
zunächst sehr freute …
Heute war Kirmes. Mit seinem
Bruder und seiner Mama marschierte das kleine Mädchen los, genoss die dichter
werdende Menschenmenge und das kribbelige Gefühl im Bauch, die Musik, die immer
mehr von allen Seiten anschwoll, je näher sie dem Kirmesplatz kamen.
Gleich beim ersten Karussell
wurde ein Holzpferdchen erobert, und das Mädchen haute eifrig seine Beine gegen
das Holz, damit das Pferdchen wusste, dass nun ein rasanter Ritt von ihm
erwartet wurde. Natürlich machte sich das Holzgestell wenig daraus und schwang
erst langsam auf und ab, als der Karussellbesitzer den Motor anschmiss. Vorher
hatte die Mama dem Mädchen noch die Fahrkarte in die Hand gedrückt. Als die
erste Runde begann, strahlte das Mädchen übers breite Gesicht und in Gedanken
jagte es mit seinem Pferdchen schon die Prärie entlang. In der Hand hielt das
Mädchen Pfeil und Bogen – doch nein! Ein Blick auf seine linke Hand zeigte ihm,
dass es etwas ganz anderes in den Händen hielt – etwas, was die anderen bereits
verloren hatten, wie ein Blick auf die Reitkollegen zeigte. Die Fahrkarte!
Das kleine Mädchen hatte die Fahrkarte noch! Der Karussellmann hatte sie ihm nicht
abgenommen.
Anstatt sich zu freuen (was es in
späteren Jahren bestimmt getan hätte), baute sich in seinem Kopf eine neue
Szene auf. Eiserne Gitterstäbe, das vertraute Gesicht der Mama – davor und das
kleine Mädchen selbst – dahinter! Denn es tat hier etwas Verbotenes, dessen war
es sich sicher. Es fuhr Karussell, ohne diesen Fahrchip abgegeben zu haben!
Gleich würden sie kommen, es mitnehmen und einsperren und – was das Schlimmste
war: sie würden es seiner Mama berauben! Verschwommen, durch dicke Tränen sah es,
wie seine Mama Runde für Runde an ihm vorbeiflog und ihm etwas zuzurufen
schien. Schimpfte sie? War ihr Gesicht nicht verzerrt, wütend? Würde sie das
Mädchen verstoßen? Wegen eines nicht abgegebenen Fahrchips?
„Kann ich dir
helfen, kleines Fräulein?“ Die Stimme kam von links. Der Karussellbesitzer
stand da. Wortlos drückte das Mädchen ihm den Fahrchip in die Hand.
Das Karussell hielt an und – dem
Himmel sei Dank! – seine Mama schloss es in ihre Arme.
Das Mädchen fuhr jahrelang kein
Karussell mehr.
Dies ist die Geschichte eines
kleinen Mädchens, das vor etwas Angst hat, über das wir Erwachsene vielleicht sogar lachen würden.
Um wie viel größer sind die
Ängste eines Kindes, dessen engste Vertrauenspersonen aus seinem Lebenskreis
verschwinden, aus welchen Gründen auch immer.
Diese Gedanken haben mich dazu
bewogen, die Geschichte von Emma und Floh zu schreiben. Auf und weg!
möchte Kindern Zuversicht vermitteln, dass sie geliebt werden und nicht alleine
sind, auch wenn die Beziehung der Eltern vielleicht nicht das gehalten hat, was
diese sich erhofft haben.
Hallo, das liest sehr gut! Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit dem Buch, und denen die da noch folgen werden.
AntwortenLöschen> Dies ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das vor etwas Angst hat, über das wir Erwachsene vielleicht sogar lachen würden.<
Comment:
Kinder sind halt keine kleinen Erwachsenen, einfach nur Kinder mehr nicht!
Gruß
Danke Jürgen, auf dass glückliche Kinderherzen die Welt der Erwachsenen bereichern:)Liebe Grüße Pebby
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